FLEISCHPRODUKTION, WELTHUNGER UND NATURZERSTÖRUNG

«Die Erde hat genug für die Bedürfnisse
eines jeden Menschen, aber nicht für seine Gier.»
(Mahatma Gandhi)

Im 4. Jahrhundert v. Chr. verfaßte der griechische Philosoph Platon sein berühmtes Werk Politeia (dt. Der Staat), das verschiedene Reden seines Lehrers Sokrates enthält. Unter anderem spricht Sokrates darüber, wie ein Staat seine wirtschaftliche Grundlage gesund erhalten kann. Er betont dabei, daß dies am besten auf der Grundlage einer allgemeinen vegetarischen Ernährung möglich ist: «So werden sie ihr Leben friedlich und gesund hinbringen und aller Wahrscheinlichkeit nach wohlbetagt sterben, ihren Nachkommen ein ebensolches Leben hinterlassend.»

Danach warnt Sokrates, daß mehr Weideland benötigt werde, sobald die Menschen begännen, den Tierbestand zu erhöhen, um zusätzlich Schlachttiere zu halten: «Und das Land, das ursprünglich groß genug war, um all seine Bewohner zu ernähren, wird auf einmal zu klein sein. Also werden wir von den Nachbarn Land abschneiden müssen, wenn wir genug haben wollen zur Viehweide und zum Ackerbau, und sie auch wiederum von unserem, wenn sie sich ebenfalls gehen lassen und – die Grenzen des Notwendigen überschreitend – nach unangemessenem Besitz streben. Und so werden wir von dann an Kriege führen müssen.» (Politeia, II.13-14)

Es ist bemerkenswert, daß dem Philosophen Sokrates nicht nur die ethischen und gesundheitlichen Nachteile des Fleischessens bekannt waren, sondern offensichtlich auch die ökonomischen. Er weist mit Recht darauf hin, daß die Erde genug Nahrung für alle ihre Bewohner hervorbringt, daß aber ein Fehlverhalten von nur wenigen Menschen schon weittragende Folgen haben kann.

Welch verhängnisvolles Ausmaß diese Folgen heute angenommen haben, geht allerdings weit über Sokrates’ Befürchtungen hinaus. Der Teufelskreis, der durch den Konsum von Fleisch ausgelöst wird, ist wahrscheinlich das typischste Beispiel für den Zusammenhang von menschlicher Unvernunft und blinder Zerstörung.

Nach oben

Nahrungsmittel- und Geldverschwendung

Fleisch ernährt wenige auf Kosten vieler, denn für die Produktion von Fleisch wird wertvolles Getreide, das die Menschen direkt ernähren könnte, an Tiere verfüttert; in Europa sind das etwa 60% des erzeugten Getreides. Laut amtlichen Angaben des Landwirtschaftsministeriums der Vereinigten Staaten werden in Amerika über 90% des angebauten Getreides an Schlachttiere (Rinder, Schweine, Schafe, Hühner usw.) verfüttert. Oder anders ausgedrückt: An die Schlachttiere Amerikas wird jährlich mehr Getreide verfüttert, als die Bevölkerung von Indien und China zusammengenommen zur Ernährung braucht! (aus: Das Brot des Siegers, S. 27)

Weltweit gesehen, wird rund 40% der gesamten Getreideernte an Vieh verfüttert. Von der Getreidemenge, mit der man 100 Schlachtkühe ernährt, könnte man 2000 Menschen Nahrung bieten.

Dieses Verfahren, hochwertige pflanzliche Nahrungsmittel in Fleisch umzuwandeln, ist über alle Maßen verschwenderisch, denn Fleischproduktion ist, was Nahrungsmittelerzeugung betrifft, die schlechteste Form der Bodennutzung: Um ein Rind ein Jahr lang zu mästen, benötigt man 0,5 ha Land. Nach einem Jahr erhält man von diesem Tier rund 300 kg eßbares Fleisch. Hätte man während dieses Jahres auf derselben Fläche Getreide oder Kartoffeln angepflanzt, hätte man (mit Bio-Anbau) mindestens 2000 kg Getreide bzw. 15 000 kg Kartoffeln ernten können!

Diese offensichtliche, aber vielfach verdrängte Tatsache wird auch von der namhaften Brockhaus Enzyklopädie erwähnt: «Aus sozioökonomischer Sicht kommt zur Deckung eines angesichts der zunehmenden Weltbevölkerung steigenden Protein- und Kalorienbedarfs nach Auffassung von Experten nur eine Erhöhung des vegetabilen Nahrungsanteils in Frage. Der Umweg über das Tier gilt als besonders verschwenderisch; zur Bildung von 1 kg tierischem Protein werden 5-10 kg Pflanzeneiweiß verbraucht. In Wohlstandsländern wird etwa die Hälfte des Getreides an das Vieh verfüttert oder zu Alkohol umgewandelt. Mit vegetarischer Mischkost können somit erheblich mehr Menschen ernährt werden als mit herkömmlicher Kost.» (Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, 19. Auflage 1994, Stichwort «Vegetarismus»)

Die genannte Verschwendung geschieht willentlich und mit knallhartem Kalkül. In den letzten sechzig Jahren, das heißt seit dem Zweiten Weltkrieg, haben finanzstarke Konzerne begonnen, zahllose landwirtschaftliche Kleinbetriebe aufzukaufen und in riesige Kommerzfarmen umzuwandeln, um so das Land mit Monokulturen auszubeuten. Dadurch warfen diese Großplantagen (die hauptsächlich europäischen, amerikanischen und japanischen Chemie-, Versicherungs- und Bankriesen gehören) dreifache und noch höhere Getreideerträge ab. Dies war nur möglich durch den Einsatz von hochtechnologischen Maschinen, chemischem Dünger und Agrargiften. Um zu verhindern, daß aufgrund dieser Überproduktion von Getreide die Preise sinken, mußten die Ernteerzeugnisse «vom Markt ferngehalten» werden, das heißt im Klartext: sie «mußten» entweder gänzlich vernichtet oder aber in großen Mengen verschwendet werden.

Man stand also vor der Frage, wie man den Getreideüberschuß möglichst profitbringend loswerden konnte. Die Antwort lag auf der Hand: durch vermehrte Fleischproduktion! Und die Rechnung war einfach: Man mästet Schlachttiere mit der überproduzierten Nahrung, die an sich ein totes Kapital darstellt, und verkauft das Fleisch alsdann mit hohem Gewinn.

Diese Politik führte dazu, daß mittlerweile etwa 80% der landwirtschaftlichen Flächen weltweit für die Viehzucht und Viehhaltung genutzt werden. Und die Prognosen sehen düster aus: Wenn die Entwicklung so weitergeht, werden im Jahr 2050 die Schlachttiere genauso viel pflanzliche Nahrung verbrauchen wie vier Milliarden Menschen. Doch dafür wird gar nicht genug Anbaufläche vorhanden sein …

Tiere fressen eine viel größere Menge Futter, als ihre Schlachtung Fleisch ergibt, und von allen Tieren ist das Rind am wenigsten dazu geeignet, pflanzliches Protein in tierisches Protein zu verwandeln. Rindfleisch stellt also die «ideale» Verschwendung dar: Ein Kilogramm Rindfleisch entspricht rund 10 Kilogramm Getreide oder Sojabohnen. Die restlichen 9 Kilogramm – also 90% – sind für den Menschen verloren! (Das entsprechende Verhältnis beim Schweinefleisch beträgt rund 1:8, bei Geflügel rund 1:4, bei Eiern rund 1:3 und bei Milch rund 1:5.)

Diese Verschwendungstaktik der multinationalen Großkonzerne führte zu einem explosionsartig gesteigerten Fleischangebot, und so mußte dem Volk der wachsende Fleischberg irgendwie schmackhaft gemacht werden. Über eine großangelegte Werbung und «wissenschaftliche» Propaganda wurde verkündet, Fleisch sei gesund und wichtig, der Mensch brauche viel Protein, pflanzliches Protein sei minderwertig, Vegetarier hätten Mangelerscheinungen, usw. Leider wird dieser von der Fleischindustrie in die Welt gesetzte Unsinn auch heute noch von nicht wenigen Ärzten, Medizinprofessoren und -studenten geglaubt und verkündet.

Die Fleischwirtschaft ist also maßgeblich für die Vernichtung von Nahrungsmitteln verantwortlich. Und dennoch wird die Fleischproduktion immer wieder durch neue Gesetze mit riesigen Subventionen gefördert (beispielsweise betragen die jährlichen EU-Subventionen allein für Rinder über 2,5 Milliarden Euro!). Während die Fleischpreise mit solchen Subventionen, das heißt mit unseren Steuergeldern, künstlich niedriggehalten werden, haben Bio-Bauern, die «nur» Obst und Getreide produzieren, große Mühe zu überleben. Nahezu alle Bauern sagen, daß sie ohne Fleischproduktion nicht existieren könnten.

Stellvertretend für alle kritischen Stimmen sei hier Prof. Hermann Priebe zitiert, der für viele Jahre Berater der deutschen Regierung in Fragen der Agrarpolitik und der europäischen Agrarkommission in Brüssel war. Bereits 1985 warnte er in seinem Buch Die subventionierte Unvernunft vor «den Folgen der Brüsseler Politik sowohl für das traditionelle Bauerntum als auch für den Naturhaushalt». Was bedeutet diese Politik? Prof. Priebe: «Jedes Jahr fließen 16 Milliarden Mark in unsere Landwirtschaft. Das ist weit mehr, als sie erwirtschaftet. Noch grotesker: In Kalorien gerechnet, verbrauchen die Landwirte mehr Energie, als sie erzeugen.»

An diesem Mißstand hat sich bis heute nicht viel geändert. (Weltweit nimmt die Fleischproduktion sogar zu.) Die intensive Monokultur und Tiermast wird von der EU mit «Förderungsgeldern» in Milliardenhöhe unterstützt, wodurch die gesamte Wirtschaft in ihrer ausbeuterischen und lebensfeindlichen Haltung weiter bestärkt wird. Aufgrund der vielen Maschinen, des hybriden Saatguts, der gewaltigen Menge an Düngemitteln, Pestiziden, Mastmitteln usw. sowie der ständig neuen Krankheiten bei Pflanzen und Tieren kostet die Land-, Tiermast- und Forstwirtschaft wesentlich mehr, als sie einbringt. Diese Kluft soll nun durch eine weitere Steigerung der Ernteerträge überwunden werden – «dank» Genveränderung des Saatgutes.

Statt die offensichtlich falsche, nur auf Profitsucht basierende Grundausrichtung zu ändern, wollen nun die Gentech- und Pharma-Firmen die Produktion auf Teufel-komm-raus bis ins Extrem steigern. Aber trotz der schönen Versprechungen von ihrer Seite zeigen sich bereits heute viele neue Probleme dieser Entwicklung, und zwar solche von nochmals anderer Tragweite als die bereits vorhandenen.
 

Nach oben

Hunger in den «Entwicklungsländern»

Wohlstandsländer verschwenden nicht nur ihr eigenes Getreide, indem sie es an ihre Schlachttiere verfüttern, sondern verwenden für diesen fragwürdigen Zweck auch Futtermittel, die in den sogenannten «Entwicklungsländern» angebaut werden. Dadurch wird den lokalen Bauern lebensnotwendiges Acker- und Weideland geraubt, was das soziale und ökonomische Gleichgewicht in diesen Ländern zerstört. Die für den Export angelegten Monokulturen führen zu Nahrungsmittelknappheit im eigenen Land, die großen Billigfleisch-Viehherden verursachen durch ihren enorm hohen Wasserverbrauch ein Sinken des Grundwasserspiegels, usw. Diese Mißstände machen zwar wenige Profiteure superreich, stürzen aber ganze Länder in Importabhängigkeit, Verarmung und Verschuldung.

Als Beispiel sei der in Thailand angebaute und hauptsächlich für die europäische Schweinemast bestimmte Maniok genannt, eine Kulturpflanze, aus deren Wurzelknollen das Tapioka-Stärkemehl gewonnen wird. Seit 1979 wurde in Thailand der Anbau von Maniok verdreißigfacht, während gleichzeitig der Wald von 72% auf 10% der Landfläche schrumpfte! Knapp die Hälfte der Kleinkinder im Hauptanbaugebiet des Maniok sind unterernährt, über ein Zehntel haben Mangelerscheinungen, und jährlich sterben 60 000 thailändische Kinder an Hunger.

Weltweit sind über eine Milliarde Menschen permanent schwer unterernährt und vom Hungertod bedroht. In vielen dieser Länder werden auf den landwirtschaftlichen Flächen jedoch große Mengen an pflanzlicher Nahrung angebaut und in die Industrieländer exportiert, um dort als Mastfutter für Schlachttiere Verwendung zu finden.

Der renommierte Harvard-Ernährungswissenschaftler Prof. Jean Mayer (1920–1993) hat bereits vor vielen Jahren errechnet: Jeden Tag (!) sterben weltweit Zehntausende Kinder an Unterernährung; in einem Jahr sind das rund 15 Millionen. Wenn allein die Bürger der USA jährlich ihren Fleischkonsum um nur 10% einschränken würden, könnten mit den eingesparten Nahrungsmitteln während derselben Zeit rund 60 Millionen Menschen weltweit ernährt werden!

Bruce Friedrich, der Vizepräsident der weltweit größten Tierschützer- und Vegetariervereinigung PETA (People for the Ethical Treatment of Animals), führt folgende aktuellen Zahlen an: «Der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen hat es ein ‹Verbrechen gegen die Menschlichkeit› genannt, 100 Millionen Tonnen Mais und Getreide zum Treibstoff Ethanol umzuwandeln, während fast eine Milliarde Menschen hungert. Was für ein Verbrechen ist da erst die Nutztierhaltung, die jedes Jahr 756 Millionen Tonnen Mais und Getreide verbraucht, mehr als genug, um die 1,4 Milliarden Menschen ausreichend zu ernähren, die in schlimmster Armut leben! Und in diesen 756 Millionen Tonnen sind noch nicht einmal die 220 Millionen Tonnen Soja enthalten – 98 Prozent des weltweiten Ertrages –, die ebenfalls in der Tiermast verfüttert werden.»

In ihrer Broschüre Vegetarisches Starter Kit klärt PETA Deutschland weiter auf: «Achtzig Prozent der hungernden Kinder leben in Ländern, die tatsächlich über Nahrungsüberschüsse verfügen; doch sie müssen hungern, weil Farmer das überschüssige Getreide an Tiere verfüttern, nicht an hungrige Menschen.»

Der oben erwähnte Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen ist Prof. Jean Ziegler, von 2000 bis 2008 Sonderberichterstatter der UNO-Menschenrechtskommission für das Recht auf Nahrung und heute Mitglied des Beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrats. Er schreibt in seinem Buch Wie kommt der Hunger in die Welt? (2000): «Infolge der globalisierten, wild wütenden Kapitalmärkte ist eine Weltordnung entstanden, die den Lebensinteressen der großen Mehrheit zuwiderläuft. Von 6,2 Milliarden Menschen leben 4,8 in einem der 122 sogenannten Entwicklungsländer, meist unter unwürdigen Bedingungen. 100 000 Menschen sterben jeden Tag an Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen. Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. Dieser tägliche, stille Völkermord geschieht auf einem Planeten, der vor Reichtum überquillt. Dabei könnte die Erde problemlos 12 Milliarden Menschen hinreichend ernähren. Hunger ist kein Schicksal. Hinter jedem Opfer steht ein Mörder.»

Jean Ziegler ist konsequenterweise Vegetarier. In einem Brief an die Autoren des vorliegenden Buches schreibt er, stellvertretend für all diejenigen, die diese Zusammenhänge erkannt haben: «Diesen fürchterlichen Massenmord will ich nicht mehr mitmachen. Kein Fleisch zu essen ist ein minimaler Anfang.»

Aufgrund dieser Tatsachen weisen ganzheitlich denkende Wirtschaftsexperten darauf hin, daß das Welthungerproblem, unter dem seit Jahrzehnten rund drei Viertel der Erdbevölkerung leiden, im Grunde leicht zu lösen wäre. Denn nicht die angebliche Überbevölkerung ist die Ursache der Nahrungsmittelknappheit, sondern der Mißbrauch von Nahrungsmitteln.

Halten wir uns also vor Augen: Millionen von Menschen sterben überall auf der Welt an Hunger, während internationale Großkonzerne mit Fleisch und verwandten Produkten Profite in Milliardenhöhe scheffeln, nicht zu vergessen die agrotechnischen und agrochemischen Industrien, die Verarbeitungsindustrie und die mit diesen Lobbies verbundenen Politiker.

Nach oben

Zerstörung der ökologischen Lebensgrundlagen

«Die Regenwälder Amazoniens und Südostasiens werden gerodet, um Platz für Rinderfarmen und für den Anbau der Futtermittel zu schaffen, auf welche die europäische Landwirtschaft dringend angewiesen ist. Da die tropischen Regenwälder hochempfindliche Ökosysteme sind, kann schon die Abholzung weniger Hektare eine Art, die gerade dort ihre ökologische Nische gefunden hat, vollständig ausrotten.» (Spektrum der Wissenschaft, Mai 2005, S. 100)

Der tropische Regenwald, Hauptquelle der Sauerstoffproduktion für den gesamten Planeten, hatte noch im Jahre 1945 eine Ausdehnung von 16 Millionen Quadratkilometern. Seit Jahrzehnten wird der Regenwald jedoch systematisch abgeholzt. Täglich verschwinden rund 30 000 Hektar, das heißt: pro Minute eine Fläche von 35 Fußballfeldern! Gleichzeitig wachsen die Steppen- und Wüstenflächen täglich um 20 000 Hektar. Der Fischer Weltalmanach (Ausgabe 2004) gibt hierzu folgende weitere Daten an: «Von mäßiger bis starker Wüstenbildung betroffen sind heute mehr als 110 Länder und mehr als 70% der landwirtschaftlich genutzten Trockengebiete. Dürre und Bodenverödung bedrohen das Leben von weltweit 1,2 Mrd. Menschen, die zur Sicherung ihrer Grundbedürfnisse auf das Land angewiesen sind.»

In den letzten Jahrzehnten ist die «grüne Lunge» unseres Planeten weltweit um rund 70% geschrumpft! Wo vorher die üppige tropische Vegetation vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bot, setzt nach der Rodung sofort die Bodenerosion ein, und nach wenigen Jahren bleibt nichts anderes zurück als eine karge Steppen- und Wüstenlandschaft.

Verantwortlich hierfür sind die Papier- und Holzmultis, aber auch die internationalen Fleisch- und Hamburgerkonzerne, die den gerodeten Dschungel als Weideflächen für ihre Schlachttierherden oder als Ackerland für riesige Futtermittelplantagen (Soja, Maniok, Mais usw.) verwenden.

Für einen einzigen Hamburger müssen vier bis fünf Quadratmeter Regenwald in Weide- oder Ackerland umgewandelt werden, das binnen zwei bis drei Jahren zur Wüste wird! «Das reichste Ökosystem der Erde wird zu Hamburgern, Sperrholz und Packpapier verarbeitet – für Europäer, Amerikaner und Japaner», schrieb die Neue Zürcher Zeitung bereits im Jahr 1983 (Ausgabe vom 30. März). Und daran hat sich in den nachfolgenden Jahren offensichtlich nichts geändert.

Zerstört wird aber nicht nur der Urwald, sondern auch die Lebensgrundlage von vielen Millionen Kleinbauern. In den «Entwicklungsländern» wurden zahlreiche kleinbäuerliche Familien von den Privatarmeen der multinationalen Konzerne von ihrem Land vertrieben, entweder durch brachiale Gewalt oder durch forcierte Ruinierung. Die meisten dieser Menschen endeten letztlich in den Slums der dortigen Großstädte, die auf diese Weise während der letzten dreißig Jahre zu überquellenden Millionenstädten angewachsen sind.

Um immer größere Erträge aus dem Boden zu stampfen, werden Unmengen an Agrargiften (Pestizide, Bakterizide, Herbizide, Fungizide, Insektizide, Düngemittel usw.) und zunehmend auch genmanipuliertes Saatgut eingesetzt. Der Kreis schließt sich schnell, wenn Rückstände dieser Gifte über das Fleisch der entsprechend gefütterten Tiere ganz legal auf dem Teller der amerikanischen und europäischen Fleischesser landet.

Dieser Teufelskreis hört aber damit nicht auf. Die Liste der negativen Folgen der Profitwirtschaft und des Fleischkonsums umfaßt noch viele weitere Punkte. Die gravierendsten sind:

Überdüngung: Im Jahr 2004 umfaßte der Nutztierbestand allein in Deutschland rund 15,7 Millionen Rinder, 23,7 Millionen Schweine und 2,5 Millionen Schafe. Seit Jahrzehnten produziert diese unnatürlich hohe Anzahl von Schweinen und Rindern Unmengen an Gülle. Millionen von Litern werden jährlich auf die Felder gekippt, nicht etwa zur Düngung der Felder, sondern zur «Entsorgung» der Gülle, das heißt zur Leerung der sich ständig füllenden Jauchegruben. In Deutschland fallen durch die Masttierhaltung jährlich mehr als drei Tonnen Jauche pro Einwohner an, und allein die Schweine produzieren doppelt so viele Exkremente wie die gesamte deutsche Bevölkerung!

In den USA ist die Situation noch dramatischer: Die dort für den menschlichen Verzehr gezüchteten Tiere produzieren 130 mal mehr Fäkalien als die ganze Weltbevölkerung zusammengenommen, nämlich 39 000 kg pro Sekunde. Die American Public Health Association forderte daher angesichts der unzähligen Krankheiten, die mit Tierkot und dem Mißbrauch von Antibiotika zusammenhängen, sogar einen Genehmigungsstop für Massentierhaltungsbetriebe.

Zerstörung der Artenvielfalt und der Bodenqualität: Die Überdüngung durch Gülle tötet im Boden viele Mikroorganismen ab, was die Bodenfruchtbarkeit erheblich vermindert. Dadurch wird die Artenvielfalt der Flora und Fauna zunehmend reduziert. «Nach Angaben einiger Experten verschwinden jährlich bis zu 35 000 Arten für immer von der Erde.» (Der Fischer Weltalmanach 2004).

Dies alles hat «in erster Linie die Landwirtschaft zu verantworten. Sie beseitigt oder vereinheitlicht nicht nur sämtliche Landschaftsformen, die ihr bei der Steigerung der Produktion im Wege stehen, und setzt rücksichtslos Herbizide, Pestizide und Fungizide ein. Noch gravierender sind die Schäden, die sie mit ihrem exzessiven Düngemitteleinsatz anrichtet. Deutschland ertrinkt in der Gülle.» (Spektrum der Wissenschaft, Mai 2005, S. 99)

Erosion und Humusverlust: Durch die Überdüngung des Bodens werden nicht nur viele Mikroorganismen abgetötet; darüber hinaus wird durch die schweren Landmaschinen auch die Erdkrume (unterhalb der Pflugreichweite) zunehmend verdichtet. Dies führt dazu, daß der mikroorganische Austausch mit den tieferen Erdschichten unterbunden wird, weshalb die obere Humusschicht ihre natürliche Kompaktheit verliert. Als Folge davon werden jährlich weltweit 20 bis 25 Milliarden Tonnen Humus weggeschwemmt oder vom Wind abgetragen. Seit dem Beginn der mechanisierten Landwirtschaft haben wir auf diese Weise bisher rund 20% der weltweit verfügbaren Humusmenge verloren, und die Verantwortung dafür trägt zu 85% die Fleisch- und Milcherzeugung. Die drohende Verknappung fruchtbarer Ackerböden bei gleichzeitig ungebremstem Bevölkerungswachstum wird von vielen Experten als eines der dringlichsten globalen Probleme eingestuft. Seit den achtziger Jahren sind die Zahlen für die weltweite Pro-Kopf-Produktion von Getreide rückläufig, und seit Mitte der neunziger Jahre sinkt auch die Weltgetreideernte insgesamt. Gleichzeitig wird sich der weltweite Fleischkonsum von jetzt bis 2020 voraussichtlich um über 50% steigern – es sei denn, die Menschheit besinnt sich eines Besseren.

Wasserverschwendung und Gewässerverschmutzung: Gemäß aktuellen Zahlen der UNESCO-Organisation IHE (2008) werden 700 Liter Wasser benötigt, um 1 kg Äpfel zu produzieren, 900 Liter für 1 kg Kartoffeln, 1300 Liter für 1 kg Getreide/Brot, jedoch 3000 Liter für 1 kg Eier, 4800 Liter für 1 kg Schweinefleisch und 15 500 Liter für 1 kg Rindfleisch (Mastbetrieb, Stallreinigung, Schlachthof). Das heißt: Um ein einziges 250g-Steak zu produzieren, braucht es rund 4000 Liter Wasser!

Das durch die Fleischproduktion verschwendete und verschmutzte Wasser landet, zusammen mit den Tierexkrementen, auf den Feldern und gelangt von dort aus in Bäche, Flüsse und Seen sowie ins Grundwasser und damit letzten Endes in unser Trinkwasser – zusammen mit allen Pestiziden, Schwermetallen und sonstigen Schadstoffen wie Ammoniak, Salpetersäure, Nitrat und dergleichen. Aufgrund der Verseuchung durch Gülle geschieht es immer wieder, daß in Seen und Bächen ganze Fischbestände umkommen.

Ein drastisches Beispiel aus der Schweiz ist der Sempachersee, in dessen Umgebung viele Schweinemästereien angesiedelt sind. Nach einem massiven Fischsterben im Jahre 1984 mußte dieser See mit Hilfe von teuren technologischen Anlagen neu belebt werden, damit wieder Fischbestände angesiedelt werden konnten. Drei Seen im Schweizer Mittelland (Baldegger-,
Hallwiler- und Sempachersee) müssen bis zum heutigen Tag wegen Sauerstoffmangel im Tiefenwasser künstlich belüftet werden. Es wird offiziell zugegeben, daß der größte Teil dieser Verschmutzung aus den «landwirtschaftlich genutzten Böden» stammt. Doch die Tiermäster produzieren weiterhin mit staatlicher Subvention Übermengen an Fleisch und Gülle.

Globale Wasserverschmutzung: Gewässerverschmutzung ist nie nur regional. Dies zeigen uns sterbende Meere wie die Nordsee und das Mittelmeer nur allzu deutlich. Allein in die Nordsee werden jährlich etwa 100 000 Tonnen Phosphate und 1 000 000 Tonnen Nitrate geschwemmt. Diese Substanzen lassen vielfältige Algen gedeihen, was den Lebensraum der dortigen Meeresfauna gefährdet und zu einer weiteren Ursache für ein sporadisches Fischsterben werden kann.

Die genannten Schadstoffe stammen aus der Industrie und den kommunalen Kanalisationen entlang den Zuflüssen und auch – wie hinlänglich erwiesen – zu einem großen Teil aus den kommerziellen Landwirtschaftsbetrieben und Tiermästereien.

Die Massentierhaltung führt zu einer Unmenge von Jauche und Exkrementen, denen Treibhausgase wie Methan und Distickstoffoxid (Lachgas) sowie Ammoniak entweichen. Die Ammoniakwolken aus Mitteleuropa ziehen weit bis in den hohen Norden und lassen überall sauren Regen niedergehen, der den Boden weiter schädigt.

Treibhausgase und Klimawandel:
Die Massentierhaltung der Fleischproduktion gehört mit einem Anteil von 18% zu den weltweit größten Erzeugern von Kohlendioxid (CO2), Methan und anderen «Treibhausgasen», die unsere Atmosphäre und den ökologischen Kreislauf in vieler Hinsicht schädigen. Das ist mehr, als beispielsweise der gesamte Transportsektor verursacht, also sämtliche Autos und Flugzeuge zusammengenommen.

Dieser lange unterschätzte Faktor wurde Ende 2006 durch eine 400seitige wissenschaftliche Publikation der FAO, der Welternährungsorganisation der UNO, in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt. Titel dieser Abhandlung: «Der lange Schatten der Massentierhaltung» (Livestock’s long shadow). In der Einleitung zu dieser Studie heißt es: «Die Massentierhaltung erweist sich als einer der zwei oder drei hauptsächlichsten Faktoren in den größten Umweltproblemen, und zwar auf jeder Ebene, von der lokalen bis zur globalen.»

Diese Studie – zusammen mit dem gleichzeitig immer offensichtlicher werdenden Klimawandel – führte Anfang 2007 vielerorts zu Schlagzeilen. Am 14. Januar 2007 hieß es zum Beispiel auf der Titelseite des SonntagsBlick, der Sonntagsausgabe der größten Schweizer Boulevardzeitung: «Kuh-Alarm – Tiere sind schuld am Klima-Schock: Unsere Kühe rülpsen täglich 226 Tonnen Gas.»

Der Artikel verriet folgende Fakten: «Bei 716 000 Kühen (Stand 2002) beläuft sich der Schweizer Methan-Ausstoss täglich auf 226, jährlich auf 82 500 Tonnen. 53 500 Tonnen steuern Rinder, Schafe, Ziegen und weiteres Kleinvieh bei. So viel Methan ist verheerend […] Unglaublich, aber wahr: Gemäss einer Studie der Welternährungsorganisation FAO ist weltweit die Viehzucht schädlicher fürs Klima als der Verkehr!»

Im Leitartikel der Focus-Ausgabe 9/2007 mit der Überschrift «Klimawandel und CO2 – Was kann ich tun?» heißt es hierzu: «Die Fürze der weltweit 1,5 Milliarden Rinder setzen jährlich 80 Millionen Tonnen Methan frei, das ein 23-Mal größeres Treibhauspotenzial hat als CO2.»

Beim besonders umweltschädigenden Lachgas, das einen 300-mal stärkeren Treibhauseffekt als CO2 hat, stammen 65% der globalen Emissionen aus der Viehzucht, vor allem aus Stallmist, sowie dem Futtermittelanbau. Die Tierhaltung ist laut dem Deutschen Umweltbundesamt ebenso für 95% der Ammoniak-Emissionen verantwortlich.

Die naheliegende Tatsache, daß der wahre Grund für all diese schwerwiegenden Probleme durch die industrielle Massentierhaltung nicht die Tiere, sondern die fleischessenden Menschen sind, wird leider in kaum einem dieser Beiträge ausgesprochen.

Deutlich jedoch formulierte es der Direktor des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie, Ralf Conrad, in Medienbeiträgen. Zum Problem der Klimabeeinflussung bemerkte er: «Kurz gesagt könnte die Parole lauten: Keine Rinder mehr essen, auf Milchprodukte verzichten!» («Lieber an der Methanschraube drehen», Klimawandel bremsen: Verzicht auf Rind und Milch, ORF, 22. Februar 2007)

Es geht hierbei also nicht nur um Rinder; mitverantwortlich sind auch die Milchprodukte. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit hat ausgerechnet: Bei der Produktion von einem Kilogramm Käse werden 8350 Gramm CO2-Äquivalente frei. Im Vergleich dazu sind es bei Geflügel 1250 Gramm, bei Gemüse hingegen nur 150 Gramm.

Fazit: Durch die unnatürlichen Monokulturen, durch die Rodung des Regenwaldes, durch die Überdüngung und Zerstörung des Bodens, durch die Gewässerverschmutzung sowie durch die Methangase der Massentierhaltung werden weltweit Schäden verursacht, die mit ihren direkten und indirekten Folgen zunehmend auf die Menschen zurückfallen: ungesunde Lebensmittel, Nahrungsmittelverknappung, Umweltzerstörung, Wüstenausbreitung, Überschwemmungen, usw.

Angesichts all dieser Problempunkte stellt sich die Frage, wie es sich die Menschheit heute leisten kann, nicht vegetarisch zu leben.

Durch eine weltweite Förderung der fleischlosen Ernährung könnten zahlreiche ökonomische und ökologische Probleme, die die Welt heute belasten, schnell und unkompliziert gelöst werden (im Gegensatz zum Irrweg der vermeintlichen Ertragssteigerung durch GVO, «gentechnisch veränderte Organismen», die neben allen Problemen und Gefahren auch eine finanziell und technisch überaus aufwendige Forschung erfordern).

So gesehen ist der Vegetarismus – konsequenterweise der Veganismus – die vielversprechendste Ernährungsform der Zukunft.

Nach oben