GESUNDHEITLICHE ASPEKTE

«Nichts wird die Gesundheit des Menschen
und die Chancen auf ein Überleben auf der Erde so steigern
wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung.»
(Albert Einstein)

Einleitung

Fördert Fleischessen gewisse Krankheiten? Kann umgekehrt eine rein vegetarische Ernährung die Gesundheit stärken? Kann sie mithelfen, bestimmte Krankheiten zu vermeiden bzw. Heilungsprozesse zu unterstützen?

Vegetarier bejahen diese Fragen aus praktischer Erfahrung. Sie berichten von einer Verbesserung ihres Wohlbefindens, die nicht nur körperliche, sondern auch geistige und seelische Aspekte umfaßt. Außerdem fühlen Menschen nach der Umstellung auf die vegetarische Ernährung eine neue Leichtigkeit sowie eine erhöhte Kreativität und Konzentrationsfähigkeit.

Wie das vorliegende Buch aufzeigt, ist der gesundheitliche Aspekt nicht das einzige und nicht einmal das wichtigste Argument für eine vegetarische Ernährung. Was die Frage der Gesundheit betrifft, so ist es hinlänglich erwiesen, daß man sich ohne Fleisch und Fisch und auch ohne Milchprodukte vollwertig ernähren kann. Es ist aber auch eine Tatsache, daß man mit einem mäßigen Fleischkonsum gesund leben kann. Wer, wie noch unsere Großeltern, höchstens ein- oder zweimal in der Woche Fleisch (mit Bio-Qualität) ißt, unterliegt dadurch kaum oder nur in geringem Maße den nachfolgend aufgezählten Gesundheitsrisiken.

Dennoch wollen wir hier ausführlich auf die gesundheitsgefährdenden Aspekte des heutigen Fleischkonsums eingehen, denn medizinische Untersuchungen und Studien auf allen Kontinenten erbringen immer mehr Beweise, daß der angestiegene Fleischkonsum zu zahlreichen Krankheiten führt oder deren Entstehen zumindest unterstützt. Dies trifft vor allem auf die sogenannten Zivilisationskrankheiten zu, wie Arteriosklerose, Herz- und Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Wasserablagerungen, Stoffwechselstörungen, Übergewicht, Hautkrankheiten, Allergien, Gicht, Osteoporose, Rheuma, Diabetes und Krebs: allesamt degenerative, oft chronische Krankheiten, die bei Vegetariern erwiesenermaßen seltener auftreten als bei Fleischessern.

Hinzu kommt, daß Vegetarier erheblich weniger zu Fehlernährung, Fettleibigkeit, hohem Alkoholkonsum und Nikotinsucht neigen. Der Belastung durch Umweltschadstoffe ist ihr nachweislich stärkeres Immunsystem ebenfalls besser gewachsen.

Vor hundert Jahren waren in Europa Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Obst und gelegentlich Milch(produkte) von Weidekühen die Grundlage der menschlichen Ernährung. Damit wurden die Menschen ausreichend mit allen notwendigen Nährstoffen (Protein, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe/Spurenelemente und Ballaststoffe) versorgt. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen Fleisch, Fisch, Geflügel und Eier in großen Mengen hinzu, zusammen mit anderen vitalstoffarmen Nahrungsmitteln (sterilisierte oder uperisierte Milch, Industrienahrung, Fast Food). So verzehren die Westeuropäer und Amerikaner heute gegenüber dem Jahr 1900 rund 33% mehr Milchprodukte, 50% mehr Rindfleisch, 72% mehr Fisch, 190% mehr Eier und 280% mehr Geflügel. Dies hat verständlicherweise erhebliche gesundheitliche Auswirkungen, was sich insbesondere an der drastischen Zunahme der erwähnten Zivilisationskrankheiten zeigt. (Nach: Dr. med. Werner Hartinger, Chirurg und ehemaliger 1. Vorsitzender der Vereinigung «Ärzte gegen Tierversuche», 1998).

Nach oben

Herzkrankheiten

Schon seit längerem haben Forscher den Verdacht geäußert, daß eine fleischzentrierte Ernährung die Entstehung von Arterienverkalkung und Herzkrankheiten fördert. Bereits 1961 schrieb das amerikanische Ärztejournal: «90 bis 97% der Herzkrankheiten könnten durch eine fleischlose Kost vermieden werden.» (Journal of the American Medical Association, 176/1961)

Die im Fleisch enthaltenen Proteine sind für den menschlichen Körper nur mit erheblichem Energieaufwand (und nie zu 100%) abbaubar, weil die Bausteine der Proteine, die Aminosäuren, vom tierischen Organismus entsprechend der eigenen Art zusammengefügt werden und vom menschlichen Organismus zuerst wieder aufgespalten werden müssen, was eben nie restlos möglich ist. (Für den menschlichen Körper ist es einfacher, die Aminosäuren aus Pflanzen und Früchten zu beziehen; interessanterweise essen die Menschen fast nur vegetarisch lebende Tiere!)

Bei einer Ernährung, die dem Körper zu viele Proteine zuführt, werden die nicht abgebauten Proteine, ebenso wie die Cholesterin-Fette, allmählich zu einem Problem, denn sie lagern sich an den inneren Arterienwänden ab und behindern die Blutzirkulation im Körper, weshalb das Herz bedeutend mehr arbeiten muß, um das Blut durch die engen und verhärteten Blutbahnen zu pumpen und den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Dies führt zu erhöhtem Blutdruck und wird so zur Ursache von Herzbeschwerden, Herzinfarkten und anderen Krankheiten.

Obwohl gewisse Pflanzen ebenfalls einen hohen Proteinanteil aufweisen (insbesondere Sojaprodukte und Hülsenfrüchte, aber auch Nüsse und Samen), besteht bei einer vielseitigen vegetarischen Ernährung keine Gefahr eines Proteinüberschusses, da die Pflanzen und Früchte keine einseitigen Proteinkonzentrate darstellen wie Fleisch (und kein Cholesterin enthalten).

Und selbst wenn pflanzliches Protein nicht zu 100% verdaut wird, kann es vom Menschen doch viel leichter ausgeschieden werden. Pflanzliche Proteine sind ganz anders zusammengesetzt als tierische, weshalb sie, wenn sie in den menschlichen Darm gelangen, leicht erkannt und ausgeschieden werden können. Das tierische Protein hingegen hat eine große Ähnlichkeit mit unserem körpereigenen Protein, weshalb es öfter durch die Darmwand ins Blut durchgelassen wird – und dort kommt es dann zu den Ablagerungen, weil das artfremde tierische Protein nicht das ist, was wir benötigen (es sieht nur ähnlich aus).

Dieser Zusammenhang wird durch folgende Fakten bestätigt: Während im 20. Jahrhundert immer mehr tierische Produkte in die Ernährung aufgenommen wurden, stiegen die tödlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebsfälle jährlich um 3-5% und machen heute mehr als zwei Drittel aller Todesursachen des Menschen in den westlichen Ländern aus. Allein zwischen 1975 und 1985 nahmen die Herz-Kreislauf-Fälle in Deutschland um 41% zu, die Tumorbildungen bei Kindern und Erwachsenen um 80%, die Gesamtzahl der Krankenhauseinweisungen um 114% und die Krankheiten um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett um 227% (Information des Bundesverbandes der deutschen Ortskrankenkassen).

Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein Vegetarier an einem Herzinfarkt stirbt? Nach neuesten Forschungsergebnissen lediglich 5% des Durchschnittsrisikos!

Zusammenfassend sagt Dr. William Castelli, langjähriger Leiter der «Framingham Heart Study», der längsten epidemiologischen Studie in der Geschichte der Medizin (ab 1948 bis heute): «Vegetarier ernähren sich am besten. Sie weisen von allen Bevölkerungsgruppen die wenigsten Herzkrankheiten auf […] Bei niemandem ist die Herzinfarktrate so gering wie bei ihnen, und ihre Krebsrate entspricht nur 40% des allgemeinen Wertes. Durchschnittlich überleben sie zurzeit andere Menschen um circa sechs Jahre.»

Nach oben

Krebs

Die schulmedizinische Forschung weist seit Jahrzehnten auf einen Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und den häufigsten Todesursachen hin, wie Herzinfarkt, Schlaganfall und vor allem (Dickdarm-)Krebs.

So hat beispielsweise das Berliner Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie eine wissenschaftliche Vergleichsstudie zwischen Vegetariern und Fleischessern durchgeführt, deren Ergebnisse viel Aufsehen erregten. Ein in der Neuen Zürcher Zeitung vom 23.7.1986 erschienener Artikel über diese Studie stellt in bezug auf Anfälligkeit für Tumore und Krebskrankheiten fest: «Der zu 80% durch Fehlernährung bedingte Dickdarmkrebs kommt bei Vegetariern sehr selten vor. […] Weitere positive Befunde bei Vegetariern sind niedrigere Werte beim Kreatin und bei der Harnsäure; Gicht kommt bei Vegetariern nachgewiesenermaßen seltener vor als bei Fleischessern. Dasselbe gilt für Erkrankungen der Niere.»

Und der Berliner Kurier berichtete am 21. März 1998: «Geahnt haben wir es schon immer – aber jetzt haben es Wissenschaftler endlich bewiesen: Gesunde Ernährung kann das Risiko, an Krebs zu erkranken, drastisch vermindern. Jeder fünfte Tumor würde bei einer abwechslungsreicheren Kost mit viel Obst, Gemüse und Getreide erst gar nicht entstehen, fanden Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation WHO heraus.»

Die Länder mit dem größten Rindfleischkonsum (Argentinien und Uruguay) gehören zu den Ländern mit der höchsten Rate an Brust- und Darmkrebs. Das Nachrichtenmagazin Focus berichtete diesbezüglich in der Ausgabe 10/2001 («Wie gesund ist vegetarisches Essen?»): «Studien belegen, daß Obst und Gemüse gegen eine ganze Reihe von Erkrankungen schützen. Sie stecken voller bioaktiver Substanzen (z. B. Polyphenole, Carotinoide, Schwefelverbindungen) – und die machen sich im Körper äußerst nützlich: Sie jagen freie Radikale (aggressive Sauerstoffverbindungen), schützen die Gefäße, senken den Cholesterinspiegel und Blutdruck, bieten dem Krebs Paroli und stärken das Immunsystem.»

Bei der weltweit bislang umfangreichsten Vegetarierstudie mit 11 000 Personen über einen Zeitraum von zwölf Jahren wurden zwei Kontrollgruppen untersucht, die weitgehend den gleichen Lebensstil führten, außer daß die eine Gruppe sich vegetarisch ernährte und die andere nicht. Bei diesem Vergleich zeigte sich, daß die Vegetarier in praktisch allen Gesundheitskriterien deutlich bessere Werte aufwiesen als die Vertreter der anderen Gruppe. Fälle von schweren Erkrankungen waren bei ihnen um 20%, die Krebsrate um 40% geringer (veröffentlicht im British Medical Journal, Juni 1994).

Forscher der Universität von Kalifornien in San Diego fanden im Jahr 2003 heraus, daß ein bestimmtes Molekül namens Neu5Gc Tumore schneller wachsen läßt. Hierzu Prof. Ajit Varki, der Leiter des Teams: «Abschließend ist zu sagen, daß unsere Daten den Schluß nahelegen, daß chronische Entzündungen das Ergebnis von erhöhten Neu5Gc-Molekülen im Körper sind, herbeigeführt durch den Konsum von rotem Fleisch. Das Immunsystem reagiert auf dieses Molekül mit Antikörpern – und diese können das Krebsrisiko erhöhen.»

Weitere repräsentative Wissenschaftsstudien in Deutschland – zum Beispiel der Universität Gießen, des Krebsforschungszentrums Heidelberg und des Bundesgesundheitsamtes Berlin –, die in den vergangenen Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem Vegetarierbund Deutschlands an über 4000 langjährigen Vegetariern durchgeführt wurden, kommen alle übereinstimmend zu den gleichen Schlußfolgerungen:

Trotz ihrer längeren Lebenserwartung kommt es bei Vegetariern zu bedeutend weniger Krebserkrankungen; die Überlebenszeiten bei Krebsbefall waren selbst dann deutlich länger, wenn erst nach dem Ausbruch der Krankheit auf vegetarische Ernährung umgestellt wurde!

In der TV-Sendung Planet Wissen: Vegetarisch leben – Verzicht oder gesunder Genuß? vom 27. Februar 2008 erläuterte Prof. Jenny Chang-Claude, die Leiterin der Vegetarierstudie des Krebsforschungszentrums Heidelberg, die Ergebnisse ihrer Untersuchungen: Nach 21 Jahren Beobachtung von über 1900 Studienteilnehmern wurde deutlich, daß die Lebenserwartung und auch die Lebensqualität bei Vegetariern erheblich höher ist als bei Nichtvegetariern. Als Gründe hierfür nannte sie auch die Tatsache, daß die meisten Vegetarier zudem Nichtraucher sind, wenig Alkohol konsumieren, nur selten Übergewicht haben und allgemein körperlich aktiver sind.

Nach oben

Rheumatismus

In allen tierischen Lebensmitteln ist eine Substanz namens Arachidonsäure zu finden, die, im Übermaß eingenommen, entzündliche Prozesse bei Rheuma fördert. In besonders hoher Dosis ist dieses «Rheumagift» in Schweineschmalz, Schweinefleisch, Leberwurst, Thunfisch und Würstchen enthalten, aber auch viele andere Fleischsorten sowie in geringerem Maße Eier und Milchprodukte weisen diese Säure auf. Medizinische Studien mit an rheumatoider Arthritis leidenden Patienten ergaben, daß eine arachidonsäurearme, also fleischlose Ernährung helfen kann, die entsprechenden Symptome zu mindern.

Nach oben

Osteoporose

Osteoporose (im Volksmund auch «Knochenschwund» oder «Knochenerweichung» genannt) ist eine typische Zivilisationskrankheit, unter der in Deutschland rund acht Millionen Menschen leiden. In den nächsten zwanzig Jahren wird mit einer Verdopplung dieser Zahl gerechnet. Als Ursachen für diese schwere Krankheit (sie kann zu kaum heilenden Frakturen führen) gelten insbesondere eine Fehlernährung mit vielen tierischen Fetten und Proteinen, aber auch Bewegungsarmut, zu wenig Sonne, zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, Rauchen und Übersäuerung des Organismus. Unbestritten ist: In den Ländern mit dem höchsten Fleisch- und Milch(produkte)konsum gibt es am meisten Menschen mit Osteoporose.

So berichtete das Deutsche Ärzteblatt am 17. April 2009: «Wissenschaftler vom Garvan Institute of Medical Research in Sydney haben bei 105 streng vegan lebenden Nonnen aus buddhistischen Klöstern die Knochenmineraldichte bestimmt und keinerlei Zeichen von Osteoporose entdeckt.»

Nach oben

Dioxinbelastung

Dioxin ist ein persistenter chemischer Stoff, der bei den verschiedensten Verbrennungsprozessen sowie bei der Papierherstellung anfällt und schwere toxische Auswirkungen auf den Menschen und die Umwelt hat. Wegen seiner langen Halbwertzeit reichert sich Dioxin in der Nahrungskette an und ist somit in konzentrierter Form besonders in Milch, Milchprodukten, Fisch und Fleisch zu finden. Es wurde nachgewiesen, daß Dioxine ab einer bestimmten Konzentration zu Mißbildungen und Krebs führen können. Sie können auch Immunsuppression, Hormonstörungen, Beeinträchtigung der
Fortpflanzungsfähigkeit, Endometriose und andere Erkrankungen hervorrufen.

Nach oben

Probleme für die Verdauung

Warum nun sind Fleischesser deutlich anfälliger für die genannten körperlichen Krankheiten? Einer der Gründe, den Biologen und Ernährungswissenschaftler immer wieder nennen, besteht darin, daß der menschliche Darm für die Verdauung von Fleisch nur beschränkt geeignet ist.

Fleischfressende Tiere haben einen kurzen Darmtrakt (zwei- bis max. dreimal die Körperlänge), so daß das rasch faulende, toxische Fleisch den Körper schnell verlassen kann. Da sich pflanzliche Nahrung wesentlich langsamer zersetzt als Fleisch, haben Pflanzenfresser einen langen Darmtrakt. Dies trifft auch auf den Menschen zu. Er hat die differenzierte Darmstruktur eines Pflanzenfressers (Darmzotten, Dünndarm mit Zwölffingerdarm), und der gesamte Verdauungstrakt des Menschen ist deutlich länger als die obengenannte zwei- bis maximal dreifache Körpergröße (Dünndarm 4-4,5 m, Dick- und Mastdarm 1,5 m, Oesophagus und Magen 0,6 m, insgesamt also 6 bis 6,6 m, das heißt rund dreieinhalbmal so lang wie die Körpergröße).

Wenn der Mensch Fleisch ißt, entstehen im Körper Toxine (Abfallprodukte der Fäulnisbakterien), die die Nieren belasten und im Laufe der Zeit einen günstigen Nährboden für Krankheiten schaffen, wie Gicht, Arthritis, Rheuma, Fettleber, Diabetes und Krebs.

Der menschliche Magen produziert beim Verzehr von Fleisch zwar auch eine Saftart, wie sie im Magen eines Raubtiers vorkommt (Salzsäure-Pepsin-Mischung), aber nur in einer schwachen Konzentration. Die Zersetzung durch diese Magensäure erfolgt beim Raubtier innerhalb einer halben Stunde, im Menschenmagen dauert es viel länger (oft mehr als vier Stunden).

Zusätzlich zu seinen Fleischgerichten nimmt der Mensch oft auch alkoholische Getränke zu sich, in der Meinung, diese würden die Verdauung unterstützen. Meistens wird auch Brot mitgegessen, welches im Verdauungstrakt ebenfalls Alkohol bildet. Dies alles führt dazu, daß das Fleisch im Magen noch schlechter vorverdaut werden kann, wodurch der Fäulnisprozeß im Dünn- und Dickdarm zusätzlich verstärkt wird. In diesem Prozeß zerfällt das Fleisch in die stickstoffhaltigen Fleischbasen Xanthin, Kreatin und Sarkin, die verschiedene Zersetzungsgifte bilden. Xanthin hat eine chemische Verwandtschaft zu Koffein und Nikotin, was gewisse Suchterscheinungen bei Fleischessern erklärt.

Fleischesser leiden oft unter Mykotoxinen, die das Wachstum von Pilzen im menschlichen Körper fördern, was den Menschen für Viren und Bakterien anfällig macht. Mykotoxine sind hitzeresistent (bis 160° C), und auch die schwache Magensäure des Menschen kann ihnen kaum etwas anhaben. Ganz anders verhält es sich bei Raubtieren, deren Magen eine viel stärkere Salzsäureverbindung produziert.

Nach der Tötung eines Tieres beginnt sogleich der Prozeß der Verwesung seines Fleisches, was die Bildung von Toxinen (Leichengift) nach sich zieht. Die Fleischproduzenten unterdrücken dies – so weit wie möglich – durch Hitze, Räuchern, Einfrieren und den Einsatz von Nitritpökelsalz, Antibiotika und anderen Chemikalien. Die Toxine vermehren sich rasend schnell. So kann beispielsweise das Fleisch von Fisch nur wenige Minuten nach dessen Tötung bereits über 80 Millionen Fäulnisbakterien pro Gramm enthalten. Und man bedenke, daß das Fleisch, bis es verkauft ist und gegessen wird, zwei bis fünf Tage alt ist, wenn nicht noch älter. Hinzu kommt heute noch, daß der Mensch all die chemischen Stoffe, die den Tieren verabreicht werden, mit dem Fleisch mitißt, was seinen Magen-Darmtrakt zusätzlich belastet.

Nach oben

Eiweißmangel?

Muß der Mensch aber nicht Fleisch und Eier essen, um sich mit genügend Eiweiß (Protein) zu versorgen? Dies ist eines der Hauptargumente, die von den Fleischessern immer wieder gegen den Vegetarismus vorgebracht werden. Doch die Antwort lautet klar: nein.

Alle Proteine, gleich ob tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, setzen sich aus Aminosäuren zusammen, von denen der menschliche Organismus zweiundzwanzig verschiedene Arten braucht. Acht davon kann er nicht selbst herstellen; sie müssen also durch die Nahrung zugeführt werden. Diese acht Aminosäuren sind allesamt in verschiedenen Pflanzen zu finden. Der Mensch braucht folglich kein Fleisch zu essen, um sich mit allen lebensnotwendigen Proteinen zu versorgen.

Die offizielle Empfehlung für den täglichen Proteinkonsum ist in den letzten vierzig Jahren von 150 Gramm auf maximal 30 Gramm gesunken. Weshalb? Weil zuverlässige weltweite Forschungen bewiesen haben, daß wir gar nicht so viel Protein brauchen, wie früher angenommen wurde! Die hohen Zahlen wurden vor einigen Jahrzehnten aufgrund des Einflusses der Fleischindustrie in Umlauf gesetzt – und die entsprechenden «Studien» von der Fleischlobby mitfinanziert. Verschwiegen wurde dabei zum Beispiel, daß die Ratten, an denen die Versuche vorgenommen wurden, später dreimal so häufig erkrankten und eine viel geringere Lebensdauer hatten als jene Ratten, die ausschließlich mit pflanzlichem Protein ernährt worden waren.

Nach aktuellen Erkenntnissen liegt der menschliche Tagesbedarf für Protein bei 25-30 Gramm. Zusätzlich konsumiertes Protein bedeutet nicht nur Verschwendung, sondern kann auch zu Störungen im natürlichen Stoffwechsel führen. Der namhafte pommersche Facharzt Prof. Dr. med. Lothar Wendt hat nachgewiesen, daß sich überschüssiges tierisches Protein in den Blutgefäßen und im Zwischenzell-Bindegewebe ablagert und so die Vitalstoffversorgung von Organen, Muskeln, Knochen, Gelenken und Haut verhindert.

Wie die sogenannte «China-Studie» von Dr. Colin Campbell, die sich über dreißig Jahre erstreckte und deren Ergebnisse Anfang 2005 veröffentlicht wurden, nachgewiesen hat, treten Krankheiten wie Herz- und Kreislaufversagen, Krebs und Diabetes desto häufiger auf, je höher der Anteil des tierischen Proteins in der Nahrung ist: «Wir fanden heraus, daß Menschen, die sich zu einhundert Prozent rein pflanzlich ernähren, einen bleibenden gesundheitlichen Vorteil davon hatten. […] Je höher der Konsum von Milchprodukten, desto höher ist auch das Risiko der Osteoporose. Es ist tatsächlich so – und nicht umgekehrt.»

Ein übermäßiger Konsum von tierischem Protein kann auch die Ursache für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Arteriosklerose, Gicht, Polyarthritis und Rheuma sein. Das tierische Protein wird überdies mit der starken Zunahme von Allergien und Hautkrankheiten wie zum Beispiel Neurodermitis in Verbindung gebracht.

Überschüssiges tierisches Protein zersetzt sich im menschlichen Körper in Zerfallsprodukte wie Cadaverin und Putrescin. Das nicht verwertete Protein lagert sich ab und dient als Nahrung für die zahlreichen Fäulnisbakterien, was die Gesundheitsrisiken, die bereits im vorherigen Abschnitt («Probleme für die Verdauung») erwähnt wurden, nochmals verschärft.

Fazit: Um die täglich notwendigen maximal 30 Gramm Protein zu bekommen, brauchen wir kein Fleisch zu essen; es ist leicht möglich und sogar viel gesünder, sie aus rein vegetarischer Nahrung zu beziehen (Hülsenfrüchte, Nüsse, Getreide, frische Früchte, Blatt- und Wurzelgemüse, Keimlinge).

Daß der Mensch gar nicht so viel Protein braucht, wird außerdem durch die folgende Tatsache belegt: Als Säugling benötigt der Mensch die höchste Proteinkonzentration in der Nahrung, da innerhalb weniger Monate das Körpergewicht verdoppelt werden muß. Die natürliche Nahrung des Säuglings ist die Muttermilch, die 1,2% Protein enthält. Der Erwachsene benötigt also bestimmt nicht mehr als 1,2% Proteinanteile in der Nahrung, was wiederum für die vegetarische Ernährung spricht: Gemüse und Früchte haben 1,5-2%, Milch 4%, Getreide 5-10% und Fleisch 15-25% Proteinanteile, die dazu noch, wie bereits erwähnt, nicht gänzlich abbaubar sind.

Die Frage lautet also nicht: Woher bekommen die Vegetarier ihr Protein?, sondern: Wie werden die Fleischesser all ihre schädlichen Proteinüberschüsse wieder los?


Nach oben

Eisenmangel?

Eisenmangel (Anämie) ist eine der häufigsten Mangelerkrankungen des Menschen. Die Ursache für diesen Mangel ist jedoch entgegen weitverbreiteten Behauptungen nicht etwa einer vegetarischen oder veganen Ernährung zuzuschreiben, sondern – wie die meisten Mangelerkrankungen – einer einseitigen Ernährung. Denn Fleischesser sind genauso von Anämie betroffen: «Blutanalysen haben ergeben, daß Vegetarier nicht häufiger als andere Menschen unter einem Eisenmangel leiden.» (Dr. Andreas Hahn vom Institut für Lebensmittelwissenschaft der Universität Hannover, zitiert in Focus 10/2001, S. 164)

Eisenmangel entsteht, wenn der Körper zuviel Eisen verliert oder zuwenig Eisen aus der Nahrung aufnimmt – sei es, weil die heutige (denaturierte) Nahrung arm an Eisen ist, oder sei es, weil der Körper das Eisen nicht mehr richtig aufnehmen kann. Hierbei sind vielerlei Faktoren zu beachten. Zum Beispiel können Verdauungsprobleme und pharmazeutische Medikamente die Eisenaufnahme stark vermindern. Bei Frauen kann durch die heute übliche Ernährungsweise mit viel erhitztem tierischem Protein zudem der Blutverlust während der Menstruation stark erhöht werden, was ebenfalls einen Eisenverlust nach sich zieht.

Es ist eine Tatsache, daß Fleisch viel verwertbares Eisen enthält, weshalb die Annahme weit verbreitet ist, der Mensch müsse Fleisch essen, um genügend Eisen zu erhalten. Dies ist jedoch eine einseitige Sichtweise, denn Eisen findet sich auch in vielen pflanzlichen Lebensmitteln. (Von diesen Pflanzen beziehen auch die Schlachttiere ihr Eisen!)

Der menschliche Organismus hat die Wahl, wieviel Eisen er aus der Nahrung aufnehmen möchte, doch beim Essen von Fleisch wird der körpereigene Regulationsmechanismus umgangen. Weil das Eisen im Tierfleisch in exakt derselben Form vorliegt wie im menschlichen Blut, gelangt es zu einem großen Teil direkt ins Blut. Dies ist eine der Ursachen, warum Fleischesser unter einer erhöhten Infektionsanfälligkeit leiden. Wenn das Eisen hingegen nicht «pfannenfertig» über das Fleisch aufgenommen wird, aktiviert der menschliche Körper seinen eigenen Stoffwechsel und holt aus der pflanzlichen Nahrung mehr Eisen heraus, das heißt, er erhöht seine Resorptionsrate. Durch die gleichzeitige Aufnahme von Vitamin-C-reichen Nahrungsmitteln und Getränken (z.B. Frucht- und Gemüsesäfte) wird die Eisenaufnahme deutlich begünstigt.

Dies ist eigentlich schon lange bekannt. So schrieb Die Weltwoche, Zürich, bereits in ihrer Ausgabe vom 12. Februar 1987: «Aus Deutschland kommt für die Vegetarier frohe Kunde. […] Eine fünf Jahre dauernde Studie hat Erfreuliches zu Tage gefördert. Ausgerottet ist der Aberglaube, daß, wer kein Fleisch ißt, an Eisenmangel leidet. Die Studie hat bewiesen, daß Körper, die weniger Eisen bekommen (und Fleisch liefert 30% unseres Nahrungseisens), einfach mehr Eisen aus der verabreichten Nahrung lösen. Ähnlich ist es mit dem Kalzium.» Deshalb wurden auch beim Eisen die offiziellen Angaben der erforderlichen Menge in den letzten Jahren mehrfach nach unten korrigiert.

Fazit: Vegetarier haben im Durchschnitt zwar geringere Eisenspeicher und damit etwas weniger Eisen im Blut (was viele Mediziner mittlerweile sogar als gesundheitlichen Vorteil ansehen!), einen Mangel an Eisen weisen sie jedoch nicht häufiger auf als Fleischesser.

Hinweis: Pflanzliche Produkte, die einen besonders hohen Eisengehalt aufweisen, sind zum Beispiel: Kürbiskerne, Sesam, Mohn, Weizenkeime, Linsen, Pistazien, Trockenpfirsiche, Sojabohnen, Sonnenblumenkerne, Kichererbsen, Erbsen und Haferflocken sowie Gemüse wie Spinat, Petersilie, Gartenkresse, Fenchel, Mangold und Feldsalat.

Nach oben

Mangel an Vitamin B12?

Das Vitamin B12 ist sowohl für den Stoffwechsel als auch für den Zellaufbau sehr wichtig, insbesondere für die Nervenzellen. Obwohl der Mensch pro Tag nur 1 bis 3 Mikrogramm (Millionstelgramm) dieses Vitamins benötigt, gibt es Menschen, die unter einem Vitamin-B12-Mangel leiden, und zwar wiederum unter Vegetariern und Veganern genauso wie unter Fleischessern. Mit anderen Worten: Die Versorgung mit Vitamin B12 kann nicht einfach durch das Essen von Fleisch abgedeckt werden.

Das B12-Thema muß sehr differenziert betrachtet werden. So haben Untersuchungen gezeigt, daß in Indien lebende Vegetarier kaum unter Vitamin-B12-Mangel leiden. Inder hingegen, die nach England umzogen, bekamen dort plötzlich einen B12-Mangel, obwohl sie ihre vegetarische Ernährung beibehalten hatten. Gerade in den Industrienationen ist trotz des hohen Fleischkonsums immer häufiger ein B12-Mangel zu beobachten. Andererseits gibt es Menschen, die ihr Leben lang nie tierische Produkte konsumiert haben und keinen B12-Mangel aufweisen. Wie lassen sich diese Widersprüche erklären?

Gemäß heute weitverbreiteter Ansicht kommt Vitamin B12 nur in tierischen Produkten vor. Dieses Vitamin kann vom Körper eines Tieres leicht gespeichert werden, weshalb die Menschen, die Tiere essen, zusammen mit dem Fleisch auch deren B12-Vorrat übernehmen. Unerwähnt bleibt dabei mei-
stens, daß die Säugetiere (Rinder, Schweine usw.) dieses Vitamin nicht selbst bilden, sondern daß es in ihrem Verdauungstrakt von Bakterien produziert wird.

Beim Menschen geht man heute davon aus, daß sein Verdauungstrakt keine solchen Bakterien enthält. Ob dies auch auf gesunde, vegan lebende Menschen zutrifft, ist noch nicht definitiv geklärt, denn es wäre durchaus möglich, daß sich bei Menschen mit einem gesunden Darmklima (ohne Übersäuerung, Verklebungen, Schwermetalle, Antibiotika usw.) nach einer oder zwei Generationen eine Darmflora regeneriert, die auch B12-Bakterien aufnehmen kann.

Bakterien, die B12 produzieren, sind jedoch nicht nur im Tierdarm vorhanden, sondern auch in jedem gesunden Humusboden sowie auf allen Pflanzen, die aus einem solchen Boden wachsen. Die pro Tag benötigten 1 bis 3 Mikrogramm B12 könnte der Mensch also leicht (indirekt) über naturbelassene pflanzliche Nahrung aufnehmen. Wenn aber die Mikrostruktur der Böden durch schwere Maschinen, Chemie und Überdüngung zerstört wird, werden auch diese Bakterien abgetötet, und so bekommen weder die Tiere noch die Menschen ausreichend Vitamin B12. Dies wird heute noch verstärkt, wenn das Gemüse chemisch «totgereinigt» wird, bevor es in den Supermarkt kommt.

Für Ovo-Lakto-Vegetarier ist B12-Mangel also kein dramatisches Problem, da sie B12 mit Milchprodukten aufnehmen. Veganern wird empfohlen, bestimmte Algenarten oder «fermentierte» Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, das heißt mit Mikroorganismen versehene Nahrung, die einem bakteriellen Prozeß unterworfen wurde, so daß diese Bakterien zu Vitamin-B12-Lieferanten werden.

Fazit: Der in den Industrienationen verbreitete Vitamin-B12-Mangel hat hauptsächlich mit der Denaturierung der pflanzlichen Nahrungsmittel zu tun. Deshalb bekommt der moderne Mensch sogar über das Fleisch nicht mehr genügend B12, und die Nahrungsmittelindustrie muß immer mehr tierische Produkte mit B12 anreichern.

Vitamin B12 können wir jedoch über gesunde, möglichst ungeschälte Pflanzen aus naturbelassenem Bio-Anbau oder durch mit B12 angereicherte vegetarische Produkte (beispielsweise Sojadrinks) bekommen. Als Ergänzung werden auch auf der Basis von Bakterien erzeugte B12-Tabletten und -Säfte angeboten.

Nach oben

Braucht der Mensch Eier?

Eier können auch als «flüssiges Fleisch» bezeichnet werden. Im langen Darmtrakt des Menschen beginnen sie daher noch schneller zu faulen als Fleisch. Unter allen Nahrungsmitteln enthalten Eier den höchsten Anteil an Fäulnisbakterien pro Gramm, nämlich 150 bis 220 Millionen, und diese vermehren sich mit ungeheurer Geschwindigkeit. Zusätzlich zu diesen Bakterien enthält das Ei auch sehr viel Cholesterin, und in der Verdauung führen Eier, genauso wie Fleisch, zur Bildung von toxischen Schadstoffen. Mit anderen Worten: Eier gehören nicht gerade zu den gesündesten und verträglichsten Nahrungsmitteln.

Wissenschaftler der Ärzteorganisation PCRM (Washington) haben im Rahmen einer Untersuchung von 57 000 Frauen und Männern festgestellt, daß diejenigen, die täglich Eier konsumierten, einem größeren Risiko ausgesetzt waren, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Das Risiko erhöhte sich bei Frauen um 77%, bei Männern um 58%.

Außerdem ist ein Ei, ob befruchtet oder unbefruchtet, von Natur aus für etwas anderes als für den menschlichen Verzehr bestimmt. Die Elemente, die im Ei enthalten sind (vor allem Protein), können, wie bereits dargelegt, leicht und auf unschädliche Weise aus rein vegetarischer Nahrung bezogen werden. Selbst Kuchen, Torten und anderes Süßgebäck lassen sich problemlos ohne die Verwendung von Eiern zubereiten (siehe hierzu die im Handel erhältlichen Bücher über eifreies Backen, von denen wir einige empfehlenswerte im Literaturverzeichnis aufführen).

Nach oben

Braucht der Mensch tierische Milch?

Der moderne Mensch neigt dazu, die Frage nach der Notwendigkeit des Milchkonsums vorbehaltlos zu bejahen. Diese Ansicht ist hauptsächlich kulturell bedingt und geht zurück auf den Einfluß der Werbung während der letzten Jahrzehnte. Doch wie beim Fleisch ist es auch bei der Milch erwiesen, daß der Mensch sehr gut ohne sie leben kann. Millionen von Veganern weltweit, die seit ihrer Geburt oder seit ihrer Ernährungsumstellung ohne Milch und Milchprodukte leben, zeigen mit ihrem persönlichen Beispiel, daß eine gesunde vegane Ernährung durchaus möglich ist.

«Studien mit Veganern, die weltweit, aber auch von uns durchgeführt wurden, zeigen, daß Veganer im Durchschnitt deutlich gesünder sind als die allgemeine Bevölkerung. Körpergewicht, Blutdruck, Blutfett- und Cholesterinwerte, Nierenfunktion sowie Gesundheitsstatus allgemein liegen häufiger im Normalbereich. […] Wenn alle Menschen veganisch leben würden, sähe es um die Gesundheit der Menschen, der Umwelt und der Gesellschaft besser aus. Es gilt, dieses Potential zu nutzen.» (Prof. Claus Leitzmann von der Justus-Liebig-Universität in Gießen, in einer öffentlichen Erklärung am 24. März 1994 in Bonn)

Auch für Säuglinge und Kinder ist eine ausgewogene vegane Ernährung vollständig ausreichend, ja sogar gesünder als eine Ernährung mit Tiermilch und Fleisch, solange auf eine genügende Vitamin-B12-Versorgung geachtet wird. In der angesehenen amerikanischen Fachzeitschrift für Kinderärzte, Pediatrics in Review, wurde im Jahr 2004 ein Artikel zum Thema «Vegane Ernährung für Babys, Kinder und Jugendliche» veröffentlicht, der die Forschungsergebnisse einer Studie vom Children’s National Medical Center in Washington D. C. darlegte. Zusammenfassend wurde festgehalten:

«Viele Experten kamen unabhängig voneinander zu dem Schluß, daß die vegane Ernährung von Babys und Kindern als sicher gelten kann, daß durch sie also weder die Nährwerteversorgung noch das Wachstum beeinträchtigt wird und daß sie zudem einige bemerkenswerte gesundheitliche Vorteile bringt.» (B. C. Moilanen: «Vegan Diets in Infants, Children, and Adolescents», in: Pediatrics in Review, 2004/25, S. 174-176)

Auch der weltberühmte Kinderarzt Dr. Benjamin Spock (1903–1998) sagt in seinem Buch Dr. Spock’s Baby and Child Care – in den USA seit Jahrzehnten ein Mega-Bestseller (die dt. Ausgabe erschien unter dem Titel Pflege und Behandlung des Säuglings) –, daß nebst der Muttermilch für Säuglinge und Kinder eine richtige vegane Ernährung ideal ist! Dasselbe bestätigte auch die weltweit größte Organisation von professionellen Nahrungs- und Ernährungsexperten, die Vereinigung der amerikanischen Ernährungswissenschaftler, in ihrem offiziellen Positionspapier: «Eine gut geplante vegane oder andere Art der vegetarischen Ernährung ist für jede Lebensphase geeignet, inklusive während der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und in der Pubertät.» (Position of the American Dietetic Association, 2003/103)

Man bedenke: Der Mensch ist das einzige «Säugetier», das noch im Erwachsenenalter die Säuglingsnahrung beibehält, und dabei auch noch eine artfremde. Während eine gesunde Muttermilch, die sich dem Wachstum des Säuglings laufend perfekt anpaßt, für die physische und psychische Entwicklung des Kindes von elementarer Bedeutung ist, ist artfremde Milch sehr problematisch. Eine Kuh produziert die Milch für ihr Kalb und dessen Bedürfnisse, die ganz anders sind als die des menschlichen Kindes. Ein Kalb steht von den ersten Minuten an auf seinen Beinen und wächst sehr schnell, weshalb es eine entsprechende Nahrung braucht. Ein menschliches Kleinkind erhebt sich nicht sogleich auf die Beine, sondern wächst in einem anderen Rhythmus und entwickelt dabei zuerst hauptsächlich sein Gehirn. Tiermilch jedoch ist nicht auf das Gehirnwachstum fokussiert, sondern unterstützt den zum Überleben des jungen Tieres notwendigen allgemeinen Wachstumsschub. Kaum ist das Tier etwas älter, hört es instinktiv mit dem Milchtrinken auf. Es trinkt also nicht einmal mehr die arteigene Milch!

Wegen ihrer Artfremdheit ist Tiermilch – die natürliche und erst recht die industriell verarbeitete – für den Menschen kein geeignetes Nahrungsmittel. Dies gilt um so mehr, als heute noch die vielen Mast- und Pharmastoffe hinzukommen, die den Tieren verabreicht werden und über die Milch in 5facher Konzentration – über das Fleisch in rund 14facher Konzentration – vom Menschen mit aufgenommen werden. (In nochmals erhöhter Konzentration werden diese Schadstoffe dann über die Muttermilch an das eigene Kind weitergegeben.)

Es muß also festgehalten werden, daß tierische Milch beim Menschen zu einem erhöhten Allergierisiko, zu ungewollter Antibiotikazufuhr, zu Übersäuerung, zu einem Überschuß an Cholesterin, Protein usw. beiträgt – mit all den damit verbundenen Problemen. Wie bei jeder Ernährungsform ist natürlich auch bei einer veganen Ernährung auf die gesunde Ausgewogenheit zu achten.

Selbst wenn man nicht sogleich alle Milchprodukte weglassen will, ist es doch zumindest wichtig, sich der Problematik der Tiermilch bewußt zu sein und den Milchkonsum schrittweise zu reduzieren.

Nach oben

Vitalität und körperliche Energie

Noch offensichtlicher wird die Tatsache, daß die bereits besprochenen Zivilisationskrankheiten in hohem Maße durch den Fleischkonsum verursacht werden, wenn wir Völker aus anderen Kulturkreisen betrachten, die nur sehr wenig oder gar kein Fleisch essen.

Seit einiger Zeit haben Wissenschaftler begonnen, die Gesundheit solcher Völker systematisch zu untersuchen, und ihre Ergebnisse sind eindeutig. Berühmt gewordene Beispiele sind ein Hirtenvolk in den Bergen von Ecuador und der Hunza-Stamm in Kaschmir sowie verschiedene Bevölkerungsgruppen Südindiens und des ländlichen Chinas, bei denen Krebs und Herzkrankheiten praktisch nicht vorkommen, obwohl es unter ihnen auffallend viele Menschen gibt, die über 80 Jahre, einige sogar über 110 Jahre alt werden. Im Jahr 2002 ging eine Meldung durch die Presse, daß der älteste Mensch der Welt eine 116 Jahre alte Chinesin «mit einem schnellen Verstand und einem Sinn für Humor» sei. Sie erklärte, sie habe nie Alkohol getrunken oder geraucht und habe erst in ihrem 110. Lebensjahr mal einen Bissen Fleisch probiert.

Aus diesem Grunde ernährten sich auch die als durchtrainierte Muskelprotze geltenden römischen Gladiatoren laut neuesten Erkenntnissen meist vegetarisch – vornehmlich von Gerste, Bohnen, Hülsenfrüchten und (getrockneten) Früchten  –  und glichen weniger modernen Bodybuildern, sondern eher beleibten Sumo-Ringern.

Auch das Tierreich bestätigt diese Beobachtung: Man soll einmal versuchen, die Arbeit eines Ochsen, Kamels oder Pferdes einem Löwen, Tiger oder Hund aufzubürden. Außerdem zählen zu den größten und stärksten Tieren der Welt reine Pflanzenfresser, wie der Elefant, das Nashorn, der Gorilla oder der Büffel. (Gorillas fressen gelegentlich, wenn sie nichts anderes finden, auch Fleisch.)

Wie bereits erwähnt, verstärkt der Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten das Problem des Übergewichts, denn diese Nahrungsmittel enthalten meist viel Fett. Vegetarier sind hier viel weniger gefährdet. Salopp gesagt: Dicke Vegetarier sind selten. Denn Vegetarier konsumieren bedeutend weniger fettreiche Fertigprodukte, und Veganer konsumieren sowieso kaum Industrienahrung, da fast jedes verarbeitete Nahrungsprodukt tierische Zutaten enthält. Deshalb essen sie viel mehr Früchte und Gemüse, was den gesunden Stoffwechsel sehr unterstützt.

Fleischkonsum geht oft mit Fast Food und Industrienahrung einher: Man ißt zwar, aber man ernährt sich nicht. Da der Körper aufgrund dieser denaturierten Nahrung oft verschlackt ist und außerdem zu wenige lebenswichtige Enzyme bekommt, hungert er sogar bei vollem Magen und verlangt ständig nach Essen. Bei gesunder Frischkost (Früchte und Gemüse) erhält man unmittelbar die notwendigen Enzyme, Vitamine und Proteine bzw. Aminosäuren, weshalb man sich satt und gestärkt und gleichzeitig auch «leicht» fühlt. Tierische Nahrung hingegen wird praktisch immer erhitzt, entweder in der Produktion oder/und danach beim Kochen, weshalb die meisten Enzyme abgetötet sind. Andererseits enthalten sie viel Fett und Protein (sowie die bereits erwähnte Vielfalt an Schadstoffen).

Der ungesunde moderne Fast-Food-Lebensstil führt dazu, daß die Fettleibigkeit heute sogar bei einer steigenden Anzahl von Kindern und Jugendlichen zu einem gesellschaftlichen Problem wird. Eine entsprechende groß angelegte EU-Studie aus dem Jahr 2008 kommt zu dramatischen Ergebnissen: Fast jeder dritte Junge und jedes fünfte Mädchen zwischen 13 und 17 Jahren ist zu dick, und jedes Jahr steigt die Zahl der übergewichtigen oder fettleibigen Jugendlichen um 400.000.
  

Nach oben

Ist der Mensch von Natur aus Vegetarier?

Eine weitere Frage, mit der Vegetarier häufig konfrontiert werden, lautet: Ist der Mensch denn nicht von Natur aus ein Fleischesser oder zumindest ein Allesesser?

Auch dieser Zweifel beruht auf einem Mißverständnis. Es stimmt zwar, daß der Mensch «alles» essen kann (also biologisch gesehen imstande ist, sowohl pflanzliche als auch tierische Substanzen zu verwerten), aber das heißt noch lange nicht, daß deshalb alles, was er zu essen vermag, für ihn auch gut und gesund ist. Im Gegenteil: Körperbau und Veranlagung zeigen deutlich, daß die vegetarische Ernährung für den Menschen viel natürlicher und ratsamer ist.

Dies wird anhand des nachfolgenden Vergleichs von fleisch- und pflanzenfressenden Säugetieren ersichtlich. Wo wäre in dieser Tabelle der Mensch einzuordnen?

Fleischfressende SäugetierePflanzenfressende Säugetiere
KrallenKeine Krallen
Keine Hautporen, kühlen den Körper durch Verdunstung über die ZungeHautatmung durch Millionen von Poren
Klappgebiß (Bewegung nur auf und ab); Maulöffnung weitKaugebiß (auch seitlich verschiebbar); Maulöffnung klein
Scharfe, spitze VorderzähneKeine scharfen, spitzen Vorderzähne
Keine abgeflachten Backenzähne zum Zermahlen der NahrungAbgeflachte Backenzähne zum Zermahlen pflanzlicher Nahrung
Kleine Speicheldrüsen im MaulGut ausgebildete Speicheldrüsen (notwendig, um Getreide und Früchte vorzuverdauen)
Saurer Speichel; kein Ptyalin-Enzym zur Vorverdauung von GetreideAlkalischer Speichel; Amylase, viel Ptyalin
10x stärkere Salzsäure im Magen als der Mensch (zur Verdauung von zähen Tiermuskeln, Knochen usw. sowie zur Neutralisation von Giftstoffen im Fleisch)Schwache Magensäure
Magen hat die Form eines runden Sackes; kein Gärmagen; glatte DarmoberflächeMagen hat eine längliche Form mit komplizierter Darmstruktur; Darmzotten; teilweise mehrfache Gärmägen
Verdauungstrakt zwei- bis dreimal so lang wie der Körper (damit das schnell verwesende Fleisch rasch aus dem Körper gelangt)Verdauungstrakt bis fünfmal so lang wie der Körper (beim nichtwiederkäuenden Säugetier)
Leber filtert durch das Enzym Uricase 10-15 mal mehr Harnsäure aus (die bei jedem Fleischverzehr entsteht) als bei einem Nicht-FleischfresserVerfügt nicht über das Enzym Uricase zum Abbau der gefährlichen Harnsäure (die menschliche Leber kann nur wenig Harnsäure ausfiltern)

Die Analyse macht deutlich, daß der Mensch von Natur aus viel eher ein Pflanzenesser als ein Fleischesser ist.

Dies zeigt sich auch daran, daß der Mensch das getötete Tier nicht roh essen kann, sondern das Fleisch erst durch aufwendige Methoden – wie Abhängen, Klopfen, Marinieren, Kochen, Braten, Garen, Frittieren, Grillen usw. – zubereiten und würzen muß, bevor er überhaupt nur daran denken kann, es zu verzehren. Außerdem ißt er in der Regel nur das Faserfleisch (Muskeln) und bestimmte Organe wie Niere und Leber. Knochen, Blut und Gedärme hingegen – die mineralstoff- und proteinreichsten Teile der Tierleiche – verschmähen die meisten Menschen. Kein Wesen, das von Natur aus zum Fleischverzehr bestimmt ist, tut das.

Nach oben

Umstellung auf vegetarische Ernährung

Obwohl die vegetarische Ernährung für den Menschen also viel natürlicher und gesünder ist als das Essen von Fleisch, fällt es vielen nicht leicht, sogleich auf eine rein vegetarische Ernährung umzustellen. Dies hat zum einen mit Gewohnheit und sozialem Druck zu tun, des öfteren aber auch mit einer nicht erkannten Sucht. Wie bereits erwähnt wurde, enthält das Fleisch gewisse Stoffe (Zerfallsprodukte und chemische Zusatzstoffe), die eine physische Abhängigkeit erzeugen. Dies zeigt sich jedoch erst dann, wenn der Körper diesen «Stoff» nicht mehr bekommt. Die betroffene Person wird anfänglich unter einer Art Entzugserscheinung leiden (unbändiges Verlangen nach Fleisch, Nervosität, Gereiztheit sowie ein Gefühl, «nicht richtig gegessen» zu haben).

Hinzu kommt, daß die Verdauungsorgane bei vielen Menschen durch die industrialisierte Kost geschwächt und durch die Übermengen an Gluten «verklebt» sind. Wenn sich der Körper nun auf eine gesunde, reinigende Nahrung einstellt, führt dies in der Anfangsphase zu einer Entgiftung. Wenn zum Beispiel frische Früchte Blähungen auslösen, so ist dies nichts anderes als ein Anzeichen dafür, daß die Reinigung des Körpers, angefangen mit dem Abbau der «Verklebungen», einsetzt. Wer sich von diesen sogenannten Erstverschlimmerungen nicht irremachen läßt, wird sehr bald spüren, daß diese Nebenerscheinungen abklingen und daß der gereinigte Körper fähig wird, aus der gesunden Nahrung reichlich Vitalstoffe aufzunehmen, was zu einem Gefühl von Leichtigkeit und neuer Energie führt.

Bei der Umstellung auf eine vegetarische Ernährungsweise sind zuweilen gewisse Fleischersatzprodukte (aus Seitan, Lupinen, Soja usw.) anfangs eine willkommene Erleichterung. Viele nutzen den Schwung dieser positiven Umstellung auch dazu, sich gesamthaft bewußter und gesünder zu ernähren, indem sie ihren Konsum an Weißmehl, raffiniertem Zucker, nährstoffarmen Fertiggerichten und dergleichen reduzieren. Statt dessen achten sie vermehrt darauf, vollwertige und abwechslungsreiche Nahrung, bestehend aus frischem Obst, Salaten und Gemüse, zu sich zu nehmen. All dies wird sich sehr bald in einem neuen, verfeinerten Lebensgefühl bemerkbar machen.

Nach oben

VEGETARISCHE ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNG


Körperliche Aktivität
, frische Luft, Sonnenlicht (täglich mindestens 30 Minuten)
Wasser und andere alkoholfreie, ungesüßte Getränke (täglich 1-2 Liter)
Frisches Obst (täglich mindestens 300g) und Gemüse (täglich mindestens 400g), ergänzt durch Trockenfrüchte und Säfte → Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe (Kalzium, Magnesium, Eisen, B12 usw.), Ballaststoffe
Getreide (am besten Vollkorn: Brot, Nudeln, Reis, Suppen usw.) und 
Kartoffeln → Protein, Kohlenhydrate, Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, B-Vitamine, Mineralstoffe
Nüsse, Samen (täglich 30-60g) → essentielle Fettsäuren, Protein, Vitamin E, sekundäre Pflanzenstoffe, Mineralstoffe, Eisen
Eiweißprodukte: Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Kichererbsen, Linsen usw. sowie Sojaprodukte und andere Fleischalternativen (täglich 50-150g) → Protein, Ballaststoffe, B-Vitamine, Mineralstoffe
Pflanzliche Öle und Fette (täglich 2-4 EL) → essentielle Fettsäuren
Milchprodukte (täglich 0-250g) → Vitamine B2 und B12, Protein
Eier (0-2 Stück pro Woche) → Protein, Vitamine A, D und B12 sowie Eisen, aber auch gesättigte Fettsäuren, Cholesterin und chem. Zusatzstoffe
Snacks, Süßigkeiten, Alkoholgetränke (keine oder nur in Maßen)

[Quelle: VEBU / Claus Leitzmann & Markus Keller: Vegetarische Ernährung / Design: Leesbat.com]

Nach oben

Gesundheitliche Aspekte - Fazit

Jährlich werden in den Industrienationen Unsummen in vielfacher Milliardenhöhe ausgegeben, um die gesundheitlichen Schäden der Bevölkerung zu behandeln – wobei immer neue Probleme hinzukommen. Die auffällige Gemeinsamkeit all dieser verschiedenen kranken Menschen ist ihre «normale» bürgerliche Kost.

Mittlerweile ist es längst erwiesen, daß viele körperliche Beschwerden und Krankheiten, vor allem die Zivilisationskrankheiten, in direktem Zusammenhang mit einer falschen Ernährungsweise stehen, insbesondere einer Ernährung mit zuviel Fleisch und Milchprodukten. Würde genausoviel Geld in die Aufklärung investiert wie in die nachträgliche Behandlung, die meistens nur eine Symptombekämpfung darstellt, dann wäre der Gesundheit der Bevölkerung zweifelsohne mehr gedient.

Und die eigene Gesundheit ist beileibe nicht die einzige Verantwortung, die wir haben: Der zivilisierte Mensch ist heute aufgefordert, über seinen Tellerrand hinauszuschauen.

Nach oben